Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch der Autorin Åsa Larsson.
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Gebundene Ausgabe
C. Bertelsmann Verlag
Erscheinungsdatum:
Februar 2005
ISBN: 3570008436
Übersetzung:
Gabriele Haefs
Orginaltitel: "Solstorm"
Kurzbeschreibung

Im schwedischen Kiruna sind die Winter dunkel und klirrend kalt. Eines düsteren Tages beleuchtet das Polarlicht eine gespenstische Szenerie: Viktor Stråndgard liegt tot in der Kirche. Nicht das erste Mal. Als Jugendlicher war er nach einem Unfall scheintot, hatte Kontakt mit Gott und Engeln. Dieses Erlebnis hat ihn zum umschwärmten Star einer einflussreichen Sektengemeinde gemacht. Jetzt wurde er brutal erstochen, und zwei furchtlose Frauen sind entschlossen, Licht in das Dunkel zu bringen. Rebecka Martinsson, eigentlich Steueranwältin in Stockholm, eilt in ihren Heimatort zurück, um Viktors Schwester beizustehen. Doch Sanna ist inzwischen Hauptverdächtige, und auch Rebecka wird von der Vergangenheit eingeholt. Die hochschwangere Polizeiinspektorin Anna-Maria Mella nimmt die Ermittlungen auf. Aber die Kirchenmitglieder sind so schweigsam wie die Kirchenmauern. Ist die brüderliche Liebe in Hass umgeschlagen? Oder ist der Täter außerhalb der Kirche zu suchen? Unerbittlich, witzig und höchst raffiniert schildert Åsa Larsson die Suche der beiden Frauen nach der Wahrheit und hält die Spannung mit funkelnden Dialogen und psychologischem Tiefsinn bis zum fulminanten Schluss.

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Leseprobe

Montag, 17. Februar

Rebecka Martinsson wurde von ihrem Keuchen geweckt, als die Unruhe ihren Körper erfasste. Sie riss in der Dunkelheit die Augen auf. Genau an der Grenze zwischen Traum und Wachen hatte sie das deutliche Gefühl, dass da jemand in ihrer Wohnung war. Sie blieb ganz still liegen und lauschte, aber sie hörte nur ihr eigenes Herz, das wie ein verängstigter Hase durch ihre Brust zu jagen schien. Ihre Finger tasteten nach dem Wecker auf dem Nachttisch und fanden den kleinen Leuchtknopf. Viertel vor vier. Vier Stunden zuvor war sie schlafen gegangen, und nun war sie bereits zum zweiten Mal aufgewacht. Das liegt an der Arbeit, dachte sie. Ich arbeite zu viel. Und deshalb kommen meine Gedanken nachts ebenso wenig zur Ruhe wie ein Hamster in einem ungeölten Laufrad. Ihr Kopf und ihr Nacken taten weh. Offenbar hatte sie im Schlaf mit den Zähnen geknirscht. Da konnte sie auch gleich aufstehen. Sie wickelte sich in ihre Decke und ging in die Küche. Ihre Füße fanden den Weg auch im Dunkeln, deshalb brauchte sie kein Licht. Sie schaltete Kaffeemaschine und Radio ein. Immer wieder erklang das Pausensignal, wie ein tonloser Gebetsruf, während das Wasser in den Filter tropfte und sie duschte. Ihre langen Haare mussten von selbst trocknen. Sie trank Kaffee und zog sich gleichzeitig an. Während des Wochenendes hatte sie ihre Garderobe für die kommende Woche gebügelt und in den Schrank gehängt. Jetzt war Montag. Auf dem Montagskleiderbügel hingen eine kreideweiße Bluse und ein marineblaues Kostüm von Marella. Sie schnupperte an ihren Strümpfen vom Vortag, die mussten noch einen Tag halten. Sie beulten am Spann ein wenig aus, aber wenn sie sie straff zog und unter ihren Fuß stopfte, fiel das nicht weiter auf. Sie durfte eben tagsüber ihre Schuhe nicht abstreifen. Aber das war nicht wichtig. Um Unterwäsche und Strümpfe könnte sie sich noch Gedanken genug machen, wenn die Möglichkeit bestand, dass jemand ihr beim Ausziehen zusehen würde. Ihre Unterwäsche war verwaschen und grau. Eine Stunde später saß sie in ihrem Büro am Computer. Der Text plätscherte wie ein Gebirgsbach durch ihren Kopf, durch ihre Arme und bis hinaus in ihre über die Tastatur jagenden Finger. Bei der Arbeit fand sie Ruhe. Ihr Unbehagen von vorhin war wie weggeblasen. Das ist schon seltsam, dachte sie. Die ganze Zeit jammere ich mit den Kollegen darüber, wie schrecklich die Arbeit doch ist. Aber wenn ich arbeite, komme ich zur Ruhe. Finde fast eine Art Freude. Wenn ich dagegen nicht arbeite, dann überkommt mich die Unruhe. Das Licht der Straßenlaternen bahnte sich mühsam einen Weg durch die großen, vielfach unterteilten Fenster. Noch immer waren im Klangbild von draußen einzelne Autos zu unterscheiden, aber schon bald würde die Straße sich in ein dumpfes Verkehrsdröhnen verwandeln. Rebecka ließ sich in ihrem Schreibtischsessel zurücksinken und begann mit dem Ausdrucken. Im dunklen Gang draußen erwachte der Drucker zum Leben und machte sich an den ersten Auftrag des Tages. Dann fiel die Tür bei der Rezeption ins Schloss. Rebecka seufzte und schaute auf die Uhr. Zehn vor sechs. Ihre Einsamkeit hatte ein Ende. Sie konnte nicht hören, wer da gekommen war. Die weichen Teppiche auf dem Gang dämpften alle Schritte, aber nach einer Weile wurde die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet.

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Rezensionen

»Darf man stören?«
Es war Maria Taube. Sie stieß die Tür mit der Hüfte auf, denn sie hielt in jeder Hand eine Kaffeetasse. Rebeckas Computerausdruck klemmte unter ihrem rechten Arm. Beide Frauen arbeiteten als frischgebackene Anwältinnen mit Spezialgebiet Steuerrecht in der Kanzlei Meijer & Ditzinger. Die Kanzlei lag im Obergeschoss eines schönen Jugendstilgebäudes in der Birger Jarlsgatan. Der Flur war von semi-antiken Perserteppichen bedeckt, und an einigen Stellen standen gediegene Sofas und bequeme Sessel aus altem Leder. Alles strahlte Erfahrung, Einfluss, Geld und Kompetenz aus. Es war ein Büro, das den Mandanten das Gefühl gab, sich hier in sicherer Obhut zu befinden und sorgsam betreut zu werden.
»Wenn man stirbt, wird man so müde sein, dass man sich wünscht, es gäbe kein Leben nach dem Tod«, sagte Maria und stellte eine Tasse auf Rebeckas Schreibtisch. »Aber das gilt natürlich nicht für dich, Maggie Thatcher. Wann bist du heute gekommen? Oder bist du gar nicht erst zu Hause gewesen?« Sie hatten beide den Sonntagabend im Büro verbracht. Maria war als Erste nach Hause gegangen.
»Ich bin erst seit ein paar Minuten hier«, log Rebecka und nahm Maria den Ausdruck ab. Maria ließ sich in den Besuchersessel sinken, streifte ihre viel zu teuren Lederschuhe ab und zog die Beine hoch.
»Was für ein Wetter«, sagte sie. Rebecka schaute überrascht aus dem Fenster. Regen hämmerte gegen die Fensterscheibe. Ihr war das noch gar nicht aufgefallen. Doch dann fiel ihr ein, dass es schon geregnet hatte, als sie ins Büro gekommen war. Aber sie wusste nicht mehr, ob sie zu Fuß gekommen war oder die U-Bahn genommen hatte. Ihr Blick haftete wie hypnotisiert an dem Wasser, das gegen das Fenster prasselte und daran hinunterlief. Stockholmer Winter, dachte sie. Kein Wunder, dass man sein Bewusstsein ausschaltet, wenn man das Haus verlässt. Zu Hause ist das anders. Mit mittwinterblauem Dämmerlicht und knisterndem Schnee. Oder im späten Winter. Wenn man auf Skiern von Omas Haus in Kurravaara am Fluss entlang zur Hütte in Jiekajärvi gelaufen ist und dann eine Pause macht und sich auf den ersten schneefreien Fleck unter einer Tanne setzt. Die Baumrinde, die in der Sonne kupferrot aufglüht. Der Schnee seufzt vor Erschöpfung, wenn er in der Wärme in sich zusammensinkt. Kaffee, Apfelsinen und belegte Brote im Rucksack. Marias Stimme holte sie aus diesen Erinnerungen. Rebeckas Gedanken wehrten sich und wollten weiter ihren Gang gehen, aber sie riss sich zusammen und sah die erhobenen Augenbrauen ihrer Kollegin.
»Hallo! Ich habe gefragt, ob du die Nachrichten hören willst.«
»Sicher.«


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Rebecka ließ sich im Sessel zurücksinken und streckte die Hand nach dem Radio auf der Fensterbank aus. Himmel, was ist sie mager, dachte Maria und musterte den Brustkorb ihrer Kollegin, der sich unter deren Jacke abzeichnete. Auf den Rippen kann man doch glatt Xylophon spielen. Rebecka drehte das Radio lauter, und die zwei Frauen saßen mit ihren Kaffeetassen da und senkten ihre Häupter wie zum Gebet. Maria blinzelte. Dabei taten ihre müden Augen weh. Heute würde sie beim Bezirksgericht im Fall Stenman Berufung einlegen müssen. Måns würde sie umbringen, wenn sie ihn um noch mehr Zeit bäte. Sie spürte, wie ihr Zwerchfell brannte. Bis zum Mittagessen durfte sie keinen Kaffee mehr trinken. Hier saß sie wie in einem Dornröschenschloss, Tage und Nächte, Abende und Wochenenden in diesem tristen Büro mit all den verdammten Akten, die sich zum Teufel scheren konnten, all den versoffenen Partnern, die ihr in den Ausschnitt glotzten, und draußen strömte das Leben einfach vorbei. Sie wusste nicht, ob sie weinen oder revoltieren sollte, aber am Ende konnte sie sich nur nach Hause vor den Fernseher schleppen und im angstdämpfenden Geflimmer einnicken.

Danke an den C.Bertelsmann Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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