Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
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"Raid und der Legionär" von Harri Nykänen

Die Faszination des Bösen - Harri Nykänen erzählt rational, emotionslos und konsequent die Geschichte von Raid, dem Verbrecher
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Uki Kukkamaas Spezialität sind Geldschränke. Als er erfährt, dass im Safe eines Anwaltsbüros drei Millionen finnische Mark liegen – Schwarzgeld, das ins Ausland geschafft werden soll – beschließt er, den Tresor zu knacken. Zwei Drittel für ihn, ein Drittel für Lauri Lehtinen, der ihm den Tipp gegeben hat. Der Einbruch gelingt und Uki bittet Raid, den sympathischen Gangster mit eigener Moral, Lauri das Geld zu bringen. Als Raid in Lauris Wohnung ankommt, ist dieser tot – alles deutet auf Mord hin. Raid informiert Kommissar Jansson von der Kripo Helsinki, mit dem ihn eine Beinahe-Freundschaft verbindet, und macht sich auf die Suche nach Eki, genannt ›der Legionär‹. Denn Lauri hatte verfügt, dass der ›Legionär‹ ihn beerbt. Der wortkarge Jansson und sein lebensfroher Kollege Huusko müssen nun in gleich zwei Fällen ermitteln, denn es gibt einen weiteren Toten: Ein Mann ist mit einer Axt im Schädel aufgefunden worden. Nachbarn haben einen Streit gehört und eine Gestalt flüchten sehen, deren Beschreibung haargenau auf den berüchtigten ›Legionär‹ passt. Während ein Team fieberhaft nach dem mutmaßlichen Täter fahndet, erleben Jansson und Huusko in Lauris Wohnung eine Überraschung: Offenbar auf Befehl von ganz oben ist der Fall zwei Kollegen übertragen worden – beides Zöglinge von Alaniemi, ehemaliger Kripochef und jetzt heißer Kandidat für den Posten des Innenministers. Als dann auch noch der Gerichtsmediziner einen natürlichen Tod bescheinigt, beschließen Jansson und Huusko an der Sache dranzubleiben. Und Raid? Dem ist es inzwischen gelungen, den ›Legionär‹ aufzuspüren.

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Die Serie um Raid ist in Finnland überaus erfolgreich und bereits verfilmt worden. Nicht zu Unrecht, wie ich nach der Lektüre des dritten, doch für mich ersten, Bandes meine. Das liegt nicht zuletzt an dem ungewöhnlichen Protagonisten: Raid ist nämlich Krimineller und hat als solcher nicht nur „harmlose“ Einbrüche, wie in vorliegendem Krimi, verübt, sondern auch mehrere Morde. Auf tiefenpsychologische Erklärungen für die Verbrecherlaufbahn Raids wird jedoch praktisch vollständig verzichtet. Stattdessen wird dies ebenso schnörkellos wie sachlich und unprätentiös konstatiert. Gerade deswegen gelingt Nykänen der moralische Balanceakt, denn so erliegt er nicht der Gefahr der Rechtfertigung, die nur misslingen könnte. Zwar ist Raid nicht durch und durch schlecht. Auch er hat seine Moral und stellt sich durchaus in den Dienst einer guten Sache. Doch sind die Methoden nicht immer ganz legal und so besticht die Figur des Raid vor allem durch die Faszination, die vom Bösen, vom Verwegenen und leicht Verruchten ausgeht, zumal wenn der Böse immer wieder an der Grenze zum Guten wandelt. Das bewirkt nicht zuletzt ein „Robin-Hood-Syndrom“, das hilft, sich mit Raid, dem Kriminellen, anzufreunden. Wer sich dennoch nicht für den „negativen“ Protagonisten Raid als Helden entscheiden kann, findet in den Kommissaren Jansson und Huusko positive Identifikationsfiguren. Damit hat Nykänen eine packende Personenkonstellation geschaffen, die wesentlich zum spannenden Leseerlebnis beiträgt. Dabei ist Huusko unabhängig von seinen skandinavischen Kollegen gezeichnet und zudem so eigenwillig, wie es wohl nur ein finnischer Charakter sein kann. Auch Huuskos Vorgesetzter Jansson passt als fürsorglicher, von Herzrhythmusstörungen geplagter, Chef gut in das Personensetting.

Die Sprache ist der ungewöhnlichen Personenkonstellation angemessen: nüchtern, rational und geradeaus, jedoch keine harte Hard-boiled Schule, was „Raid und Legionär“ neben der Figurenanordnung auch im rein sprachlichen Sinn lesenswert macht. Hinzu kommt gelegentlich trockener Humor mit ein wenig Melancholie. Auch das eine gelungene Mischung, wie sie in skandinavischen Krimis eher selten anzutreffen, für das Finnische wohl aber charakteristisch ist.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Bleibt der Plot. Der handelt von Korruption innerhalb des Polizeicorps und ist verworren wie ein Haufen aufgeriwwelter Wolle. Jedenfalls besteht die Gefahr, gegen Ende etwas den Überblick zu verlieren, wer wen wann in welcher chronologischen Reihenfolge warum aufgesucht bzw. umgebracht hat, doch spiegelt sich auch darin die tiefe Verstrickung des Polizeiapparates in kriminellen Machenschaften wider. Spannung kommt vor allem dadurch zustande, dass man mit Huusko und Jansson bangt, ob es dem sympathischen Polizeiduo gelingt – den ziemlich bald bekannten – Täter zu überführen oder ob dieser sich aus der für ihn brenzligen Situation herauslavieren kann.

„Raid und der Legionär“ ist damit zwar kein Krimi, der einen beständig in Atem hält und in dem es Schlag auf Schlag Actionszenen hagelt. Dennoch ist der Roman interessant zu lesen und lebt vor allem von seiner gegensätzlichen Figurenperspektive. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die einmal gefahrlos auf der Seite des Verbrechers stehen wollen und eine zügig, konsequent vorangetriebene und rational sowie scheinbar emotionslos erzählte Geschichte bevorzugen.

Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
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