Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Autors Arne Dahl.
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Broschiert
352 Seiten
Piper Verlag
Erscheinungsdatum:
2002
ISBN: 3492270409
Übersetzung:
Maike Dörries
Originaltitel: "Misterioso"
Kurzbeschreibung

Was hatten die drei schwedischen Geschäftsmänner gemeinsam, die auf dieselbe Weise kaltblütig hingerichtet worden sind? - Nicht genug, daß Paul Hjelm tief in einer Ehekrise steckt, jetzt ist er auch noch jenem Sonderkommando der Kripo zugeteilt worden, das "besondere Fälle" lösen soll. Und der mysteriöse Mord an den Geschäftsleuten gehört dazu. Eine erste Spur, die zu einer Geheimloge führt, erweist sich als Sackgasse. Daß die russische Mafia in den Fall verwickelt ist, scheint ebenfalls eine unhaltbare Hypothese. Paul Hjelm tappt im dunkeln. Wenn nicht seine attraktive Kollegin Kerstin wäre, hätte er längst das Handtuch geworfen. Doch dann die heiße Spur: ein Jazzstück mit dem Titel "Misterioso" ...

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Leseprobe

1


Etwas lag in der Winterluft.
Er konnte es nicht genau benennen - ein wärmender Lufthauch, die ausgefranste helle Öffnung am ansonsten gleichmäßig grauen Himmel, oder vielleicht lag es daran, daß es platschte, statt zu knirschen, als er in die Wasserlache trat, die den gesamten Winter über den für ihn reservierten Parkplatz umgeben hatte.
Er stand eine Weile da und blinzelte in die morgendliche Wolkendecke, die wie ein zusätzliches schützendes Dach über der Bank lag. Die gleiche Stille wie immer.
Ein Stück entfernt lag der Ortskern, noch ganz verschlafen, das einzige Lebenszeichen waren ein paar dünne Rauchfäden, die sich aus dem einen oder anderen Schornstein kräuselten.
Er hörte das eintönige Zwitschern der Sumpfmeise und sah sie aus ihrem Nest direkt unter dem Dachfirst lugen. Nachdem er den Wagen abgeschlossen hatte, ging er die wenigen Meter zu der unansehnlichen Tür des Personaleingangs, fischte sein großes Schlüsselbund heraus und öffnete die drei Sicherheitsschlösser, eins nach dem anderen.
Im Schalterraum hing der übliche Wochenendmief; Lisbet würde lüften, sobald sie wie gewohnt gutmütig schnatternd eintraf.
Er selbst kam immer als erster, so war die Routine.
Alles war genau wie immer.
Er wiederholte es mehrmals: Alles ist genau wie immer.
Möglicherweise sagte er es einmal zu oft.
Er ging an seine Kasse und zog die Schublade auf, nahm ein längliches, vergoldetes Etui heraus und wog vorsichtig einen der langen Pfeile in der Hand. Seine Spezialwaffe. Es gab nicht viele, nicht einmal unter den Eingeweihten, die wirklich wußten, wie ein Dartpfeil auszusehen hatte.
Seine Pfeile waren eine Spezialanfertigung; ein zwölf Zentimeter langer Rumpf mit verhältnismäßig kurzen, buschigen Flights und eine sieben Zentimeter lange Spitze, die seine Gegner jedes mal wieder in Erstaunen versetzte.
Er nahm die drei Pfeile und ging um die Trennwand herum in den hinteren Bürotrakt. Dort hing das Board. Ohne auf den Boden sehen zu müssen, stellte er sich mit den Schuhspitzen an die dünne schwarze Linie, die exakt 237 Zentimeter von der Dartscheibe entfernt war, und warf in einer rhythmischen Abfolge die Pfeile. Alle drei steckten im äußeren großen Feld der Eins. Das war sein Aufwärmtraining.
Wie immer.
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Leseprobe
Bei einer Lesung
Alles war, wie es sein sollte.
Er verschränkte die Finger und bog die Handinnenflächen nach außen, bis ein leichtes Knacken zu hören war, danach schüttelte er die Hände aus. Er zog das Schlüsselbund aus der Manteltasche, ging zurück in den Schalterraum und öffnete den Tresor. Schwerfällig und mit sonorem Knarren schwang die Tür auf.
Es klang wie immer.
Er trug eine Tasche mit dicken Banknotenbündeln zu seinem Platz an der Kasse, breitete diese auf der Arbeitsplatte aus und betrachtete sie eine Weile, wie immer.
Gleich würde Lisbet durch den Personaleingang geschwebt kommen und augenblicklich anfangen, die neuesten Familiengeschichten auszubreiten; danach würde Albert mit seinen überheblichen Räuspern erscheinen und ihnen steif zunicken. Mia würde wie immer die letzte sein, dunkelhaarig, verschlossen und stumm unter ihrem Pony hervorschielend. Danach würde es nicht mehr lange dauern, bis Lisbets Kaffeeduft auch den letzten Rest Wochenendmief verdrängt hatte und das Büro mit einer Atmosphäre stiller Menschlichkeit füllte.
Danach die vereinzelt hereintröpfelnden Kunden: Bauern, die nervös an ihren uralten Sparbüchern herumfingerten; Hausfrauen, die pedantisch über jede noch so geringe Summe, die sie abhoben, Buch führten; Rentner, die ihr Konto
überzogen, um sich das Futter für ihre Katzen leisten zu können.
Er hatte sich hier immer wohl gefühlt. Aber der Ort war kleiner geworden, viele Leute waren abgewandert, die Kundenzahlen immer weiter geschrumpft.
Es ist alles wie immer, dachte er.
Noch einmal trat er hinter die Trennwand, um den Tag mit einem schnellen Fünfhunderteins-Spiel einzuläuten. Von fünfhunderteins bis null. Mit ein paar Treble-Zwanzigern und Bullringen würde er den Countdown beschleunigen. Genau wie immer. Die Pfeile trafen punktgenau; der gewöhnungsbedürftige, zittrige Flug, das besondere Kennzeichen seiner langen Pfeile, führte sicher ans Ziel. Noch 87 Punkte, als die Uhr piepste.
Neun Uhr dreißig.
Während er darüber nachdachte, wie er das Finish gestalten wollte, ging er zur Eingangstür und schloß auf.
Alles war genau wie immer.

Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)
Nehmen wir die einfache Variante, dachte er, zuerst eine einfache Fünfzehn, danach eine einfache Zwanzig und als Krönung das einzige Bull's-Eye dieses Morgens. Zwei. Danach zum Abschluß der Partie eine Doppel-Eins. Null. Ganz einfach. Das schwierigste würde sein, den dritten Pfeil exakt im kleinen schwarzen Mittelpunkt des Bull's-Eye zu plazieren. Ein guter Start in den Tag.
Ein guter Start in einen ganz gewöhnlichen Tag.
Um der Spannung willen plazierte er die Fünfzehn ins äußere und die Zwanzig ins innere Feld; der Pfeil steckte direkt neben dem Stahldraht und neigte sich verräterisch zur Eins, aber er saß. Der Draht vibrierte leicht von der Berührung. Jetzt noch das Bull's-Eye, mitten ins Schwarze. Er konzentrierte sich, hob den Pfeil, zielte mit der langen Spitze auf den inneren Ring und führte den Pfeil exakt in Augenhöhe zehn Zentimeter nach hinten.
In dem Moment schlug die Tür.
Das stimmte nicht. Das war nicht richtig.
Er ließ den Pfeil sinken und ging in den Schalterraum.
Ein riesiger, bulliger Mann zielte mit einer großen Pistole auf ihn. Wie versteinert blieb er stehen. Alles brach auseinander. Das war falsch, völlig falsch. Nicht jetzt. Nicht ausgerechnet jetzt. Der Boden unter seinen Füßen gab nach.
Der Mann trat an den Schalter und hielt ihm eine leere Reisetasche hin. Er legte den Pfeil beiseite, öffnete die Klappe und nahm die Tasche mechanisch entgegen.
"Fill it up", sagte der Mann in gebrochenem Englisch. Langsam und methodisch packte er ein Geldbündel nach dem anderen ein. Neben der Tasche lag der Pfeil mit der langen Spitze. Die Gedanken wirbelten wild in seinem Kopf herum. Nur noch das Bull's-Eye, dachte er, und er dachte an Lisbet und daran, daß es neun Uhr dreißig war, und an die aus alter Gewohnheit aufgeschlossene Eingangstür, er dachte an den Abschluß mit der Doppel-Eins und den anonymen braunen Briefumschlag von höchster Stelle, an die Fäuste unter den blauen Klängen, daran, wie weich Lena war, und an die losen Zähne unter der Zunge und zuletzt wieder einmal an das Bull's-Eye.
Der bullige Mann senkte die Pistole und sah sich lauernd um. Er dachte an seine Fähigkeit, in extremen Streßsituationen das Außerste aus sich herauszuholen.
"Hurry up!" fauchte der Stier und warf nervöse Blicke aus dem Fenster. Seine Augen mit den tiefschwarzen Pupillen waren rot gerändert.
Bull's-Eye, dachte er und griff nach dem Pfeil.
Danach stand nur noch das Schlußdoppel aus.

Danke an den Piper Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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